Angebots- und Nachfrageorientierung sind die beiden zentralen Ansätze für Wirtschaftspolitik. Bei der Angebotsorientierung geht man davon aus, dass Märkte grundsätzlich stabil sind und der Staat nicht eingreifen soll. Bei der Nachfrageorientierung geht man von instabilen Märkten aus, die staatliche Eingriffe in die Wirtschaft erfordern.
Erklärung
Wirtschaftspolitik kann grundsätzlich vor allem in die zwei Richtungen Angebots- & Nachfragepolitik unterteilt werden. Wie die Namen vermuten lassen, steht bei der Angebotspolitik das gesamtwirtschaftliche Angebot im Vordergrund und bei der Nachfragepolitik die gesamtwirtschaftliche Nachfrage.
Angebotsorientierung
Grundidee: Märkte sind grundsätzlich stabil und der Fokus von Wirtschaftspolitik sollte auf der Angebotsseite (also den Unternehmen und der Produktion) liegen. Sie sollen so frei wie möglich agieren können, viel investieren und so den Wohlstand der Gesellschaft vergrößern.
- Keine aktiven Eingriffe in wirtschaftliche Prozesse → Ordnungspolitik
- Konjunkturneutrale Finanzpolitik
- Politik soll stetig und berechenbar sein → Unternehmen investieren eher
- Dadurch Schaffung von Arbeitsplätzen und Wohlstand
- Förderung von Wettbewerb (Deregulierung & Privatisierung)
- Mehr Marktwirtschaft auch in Bildungs- und Sozialthemen (weniger staatliche Hilfen wie z.B. Arbeitslosenversicherung)
- Probleme/Kritik: Reiche und Unternehmen profitieren stärker, Schere zwischen Arm und Reich geht auseinander
Nachfrageorientierung
Grundidee: Märkte sind grundsätzlich instabil und die Politik sollte zur Stabilisierung eingreifen. Ursache für Schwankungen der Wirtschaft sind Schwankungen der Nachfrage, weshalb der Fokus auf der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage liegt. In Rezessionen und Depressionen sollen Maßnahmen zur Nachfrageerhöhung in die Wege geleitet werden, um so die Wirtschaft anzukurbeln, Vollbeschäftigung zu erhalten und den Wohlstand der Gesellschaft zu vergrößern.
- In Rezession ist gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu gering
- Staat soll durch Maßnahmen Nachfrage erhöhen
- Aktiver Eingriff in Wirtschaft → Prozesspolitik
- Mögliche Maßnahmen zur Nachfragesteigerung:
- Steuersenkungen
- Investitionen des Staates in Infrastruktur
- Subventionen
- → Deficit-spending
- Ausgaben für diese Maßnahmen sollen in Boom-Zeiten zurückgeholt werden (z.B. durch Steuererhöhungen)
- → Antizyklische Fiskalpolitik
- Probleme und Kritik:
- Zunahme der Staatsverschuldung
- Time lags (Zeitverzögerung bis Maßnahmen wirken)
- Politik wird unvorhersehbar
Gegenüberstellung
Angebotsorientierung | Nachfrageorientierung | |
---|---|---|
Basiert auf | Friedman: Monetarismus | Keynes: Keynesianismus |
Grundannahme | Märkte stabil | Märkte instabil |
Ursachen für Konjunkturschwankungen | Schwankungen des gesamtwirtschaftlichen Angebots | Schwankungen der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage |
Aufgabe des Staates |
|
|
Hauptziel | Preisniveaustabilität | Vollbeschäftigung |
Beispiel
Der Ausbruch der Corona-Pandemie hat im Jahr 2020 einen großen Einbruch der Wirtschaft in Deutschland verursacht. Um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, wurde ein großes Konjunkturpaket auf den Weg gebracht. Darin enthalten waren Maßnahmen wie eine Senkung der Mehrwertsteuer und Investitionen des Staates in E-Mobilität. Der Staat hat sich also in die Wirtschaft eingemischt und mit den Maßnahmen sollte die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und der Konsum wieder erhöht werden. Man erkennt hier also Ideen der Nachfrageorientierung. Das erkennt man auch daran, dass die Bundesrepublik enorme Schulden aufgenommen hat, um die Maßnahmen zu finanzieren. Auch das ist Teil der Nachfrageorientierung, während bei der Angebotsorientierung die Finanzpolitik konjunkturneutral sein und Schulden abbauen sollte. Die Nachfrageorientierung verlangt aber auch, dass in Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs die Schulden des Staates wieder zurückgeholt werden sollen. Wie das konkret aussehen wird, werden die nächsten Jahre zeigen.