Die Regelstrecke ist ein zentrales Element in einer Regelung und im Regelkreis.
Aber was ist eigentlich eine Regelstrecke? Wie verhält sich bei einem Eingriff durch die Regeleinrichtung? Und wonach kann man Regelstrecken unterscheiden?
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Regelstrecke einfach erklärt
Die Regelstrecke ist das physikalische System, in dem die Regelgröße gebildet wird. In einer Regelung greift die Regeleinrichtung mit einer Stellgröße über das Stellglied in die Regelstrecke ein. Dadurch kann die Regelgröße angepasst und Störeinflüsse kompensiert werden.
Es gibt Regelstrecken mit Ausgleich (auch Proportionalstrecke oder P-Regelstrecken), in denen die Regelgröße nach einer Änderung der Stellgröße wieder einen konstanten Wert annimmt.
Bei Regelstrecken ohne Ausgleich (auch integrale Regelstrecke oder I-Regelstrecke) stellt sich nach einer Stellgrößenänderung kein neuer, konstanter Wert der Regelgröße ein. Stattdessen steigt oder sinkt die Regelgröße anschließend stetig.
Bei der Betrachtung von Regelstrecken wird zwischen statischem Verhalten und dynamischem Verhalten unterschieden.
In der Betrachtung des statischen Verhaltens wird untersucht, auf welchen neuen Wert sich die Regelgröße nach einer Änderung der Stellgröße einstellt.
In der Betrachtung des dynamischen Verhaltens wird der zeitliche Verlauf der Regelgröße nach einer Änderung der Stellgröße untersucht. Dafür wird die Regelgröße schlagartig verändert und dann die Sprungantwort, also der anschließende Verlauf der Regelgröße, beobachtet.
Regelstrecke Definition
Die Regelstrecke ist das System im Regelkreis, in dem die zu regelnde physikalische Größe, die Regelgröße, gebildet wird und auf welches die Regeleinrichtung über die Stellgröße Einfluss nimmt.
Regelstrecke im Regelkreis
In der Regelstrecke einer Regelung wird die Regelgröße x gebildet. Zusammen mit den Komponenten der Regeleinrichtung (Regelglied, Stelleinrichtung und Messeinrichtung) bildet sie den Regelkreis.
Im Regelkreis wird über die Führungsgröße w ein Sollwert für die Regelgröße vorgegeben. Der Regler vergleicht diesen Sollwert mit dem als Rückführgröße r zurückgeführten Istwert der Regelgröße. Dieser wird von der Messeinrichtung gemessen.
Anhand der Differenz zwischen Ist- und Sollwert steuert der Regler über die Reglerausgangsgröße
Über die Stellgröße y greift die Stelleinrichtung in die Regelstrecke ein. Damit wird auch die aus der Regelstrecke resultierende Regelgröße x beeinflusst.
Zusätzlich haben Störungen über die Störgröße z Einfluss auf die Regelstrecke bzw. die Regelgröße.
Statisches Verhalten einer Regelstrecke
Im statischen Verhalten einer Regelstrecke wird untersucht, auf welchen neuen Wert sich eine Regelgröße x einstellt, wenn die Stellgröße y verändert wird.
Regelstrecken werden nach ihrem statischen Verhalten unterschieden in Regelstrecken mit Ausgleich und Regelstrecken ohne Ausgleich.
Regelstrecke mit Ausgleich
In Regelstrecken mit Ausgleich stellt sich für die Regelgröße x wieder ein neuer, konstanter Wert ein, wenn die Stellgröße y verändert wird.
Die Änderung der Regelgröße
Die Proportionalität lässt sich für eine konstante Störgröße z über eine Kennlinie darstellen. Jeder Punkt auf dieser Linie steht für einen Wert der Regelgröße und den entsprechenden Wert der Stellgröße.
Die Steigung der Kennlinie ist der Proportionalbeiwert
Der Proportionalbeiwert ist definiert als das Verhältnis von Änderung der Regelstrecke
Regelstrecke ohne Ausgleich
Bei Regelstrecken ohne Ausgleich stellt sich nach einer Stellgrößenänderung kein neuer konstanter Wert für die Regelgröße ein.
Stattdessen gibt es für jede konstante Störgröße z nur einen Wert der Stellgröße, für den die Regelgröße einen konstanten Wert annimmt.
Wird die Stellgröße erhöht oder verringert, dann steigt bzw. sinkt der Wert der Regelgröße stetig.
Damit ist die Änderung der Stellgröße
Die Kennlinie beschreibt in einer Regelstrecke ohne Ausgleich den Zusammenhang von Stellgröße und Änderungsgeschwindigkeit der Regelgröße.
Die Steigung der Kennlinie ist der Integrierbeiwert
Dynamisches Verhalten einer Regelstrecke
Nach dem dynamischen Verhalten werden die Regelstrecken zusätzlich anhand des zeitlichen Verlaufs der Regelgröße x nach der Änderung der Stellgröße y unterschieden.
Dafür wird die Stellgröße y in einem Regelkreis sprunghaft verändert und die Sprungantwort, also der anschließende Verlauf der Regelgröße x beobachtet.
Entsprechend der Anzahl bzw. Art der beobachteten Verzögerungen werden P-Regelstrecken unterteilt in:
\text{PT}_{0} \text{PT}_{1} \text{PT}_{n} \text{PT}_{T}
Nach dem gleichen Prinzip werden I-Regelstrecken unterteilt in:
\text{IT}_{0} \text{IT}_{n}
Der qualitative Verlauf (Graph der Sprungantwort) wird im Regelkreis als Symbol für die jeweilige Regelstrecke verwendet.
PT0-Strecke
Eine P-Regelstrecke ohne Verzögerung wird
PT1-Strecke
Eine P-Regelstrecke mit einer Verzögerung wird
Aus der Sprungantwort einer
PTn-Strecke
In
Bei
Die Zeitkonstante
T_e ist die Verzugszeit. Dabei handelt es sich um die Zeit zwischen der sprunghaften Änderung der Stellgröße und dem Schnittpunkt der Tangente mit der X-Achse.Die Zeitkonstante
T_b ist die Ausgleichszeit. Sie lässt sich auf der X-Achse zwischen dem Schnittpunkt der Tangente mit der X-Achse und dem Wert des Schnittpunkts der Tangente mit einer Hilfslinie durch den konstanten Wert der Regelgröße nach Änderung ablesen.
Regelbarkeit von PTn-Strecken
Für die Regelbarkeit einer
Regelbarkeit einer
Gut regelbar
Schlecht regelbar
PTT-Strecke
P-Regelstrecken, in denen sich die Regelgröße nach der sprunghaften Änderung der Stellgröße eine Zeit lang gar nicht ändert, heißen
Die Zeit, die vergehen muss, bevor eine Änderung der Regelgröße stattfindet wird Totzeit
IT0-Strecke
Reagiert eine I-Regelstrecke unverzögert spricht man von einer I-Regelstrecke ohne Verzögerung oder
ITn-Strecke
I-Regelstrecken mit n Verzögerungen heißen
Regelstrecke Beispiele
Beispiele für Regelstrecken mit verschiedenen Anzahlen an Verzögerungen findest du in der nachfolgenden Grafik.
Ein Widerstand als Regelstrecke reagiert beispielsweise unverzögert auf die Änderung der Stromstärke, wenn als Regelgröße die Spannung betrachtet wird.
Eine Heizung hingegen wäre beispielsweise eine
Ein geeignetes Beispiel für eine I-Regelstrecke ist der Behälter in einer Füllstandsregelung.
Ist die zulaufende Menge Wasser gleich der ablaufenden Menge Wasser, so bleibt der Füllstand konstant. Wird die Stellgröße, die zulaufende Wassermenge dann erhöht, stellt sich kein neuer konstanter Füllstand ein. Stattdessen steigt der Füllstand stetig. Genauso sinkt der Füllstand stetig, wenn die zulaufende Wassermenge verringert wird.
Regelstrecke Zusammenfassung
Regelstrecken werden nach ihrem statischen Verhalten unterschieden in P-Regelstrecken und I-Regelstrecken.
In P-Regelstrecken ist die Änderung der Stellgröße proportional zur Änderung der Regelgröße.
Dieses Verhältnis wird vom Proportionalbeiwert
K_{PS} = \frac{\Delta X}{\Delta Y} beschrieben.In I-Regelstrecken ist die Änderung der Stellgröße proportional zur Änderungsgeschwindigkeit der Regelgröße.
Dieses Verhältnis wird vom Integrierbeiwert
K_{IS} = \frac{\Delta X}{\Delta t \cdot \Delta y} beschrieben.
Gemäß dem dynamischen Verhalten wird weiter unterschieden in:
Bezeichnung der Regelstrecke | Symbol / Sprungantwort | |
---|---|---|
Regelstrecken mit Ausgleich | ||
Regelstrecken ohne Ausgleich | ||