Reiben

Wenn du schon einmal selbst einen Bohrauftrag bekommen hast, hast du vielleicht auch schon einmal vom Reiben gehört. Aber was ist das Reiben eigentlich genau und was hat es mit dem Bohren zu tun? Wie gehst du dabei vor uns was musst du beachten?

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Reiben einfach erklärt

Das Reiben ist wie das Bohren und Senken ein spanendes Fertigungsverfahren. Es werden also Späne eines Materials abgetragen, um ein Bohrloch herzustellen. Beim Reiben werden passgenaue Bohrungen angefertigt, die eine hohe Oberflächengüte haben. Mit der Oberflächengüte (hoher R_aRaR_a-Wert) ist die Rauheit einer Oberfläche (R_aRaR_a) gemeint. Das Werkzeug beim Reiben ist eine Reibahle. Die Reibahle hat einen vorderen und einen hinteren Teil. Der vordere Teil übernimmt hauptsächlich die Spanungsarbeit während der hintere Teil die Formgenauigkeit und Oberflächengüte herstellt. Dabei spielen die Schneiden, die schabende Wirkung, die niedrige Schnittgeschwindigkeit und die Zugabe von Schmiermitteln eine große Rolle.

Reiben Definition

Mithilfe des Reibens kannst du sehr genaue Bohrungen anfertigen, die du mit einem Spiralbohrer nicht anfertigen könntest. Das Reiben kommt also dort zum Einsatz, wo es auf eine sehr hohe Genauigkeit ankommt.


Vorgang

Beim Reiben gibt es zwei verschiedene Verfahren:

  • Das Rundreiben: Herstellung von zylindrischen Bohrungen
  • Das Profilreiben: Herstellung von kegeligen Bohrungen

Achtung: Beim Reiben sollte die Schnittgeschwindigkeit v_cvcv_c deutlich kleiner sein als beim Bohren.

Das Reiben solltest du vorbereiten, indem du eine kleinere Bohrung herstellst. Kleiner heißt, dass der Durchmesser ddd kleiner sein soll als der der fertigen Bohrung.

Es gilt:

Vorbereitung = Bohrungsdurchmesser - BearbeitungszugabeVorbereitung=BohrungsdurchmesserBearbeitungszugabeVorbereitung = Bohrungsdurchmesser - Bearbeitungszugabe

Bohrungsdurchmesser

bis 5 mm

5 - 10 mm

10 - 20 mm

über 20 mm

Bearbeitungszugabe

0,1 mm

0,1 - 0,2 mm

0,2 - 0,3 mm

0,3 - 0,5 mm

Hier siehst du den Aufbau einer Reibahle und kannst auch die Bearbeitungszugabe sehen:

Reibwerkzeug Aufbau
Reibwerkzeug Aufbau

Reibewerkzeuge

Als Werkzeug kommt eine Reibahle zum Einsatz. Reibahlen sind meist aus Schnellarbeitsstahl oder Vollhartmetall gefertigt, aber es kommen auch mit Hartmetall- oder polykristallinem Diamant bestückte Schneiden zum Einsatz. Die ungleiche Zahnteilung der Reibahlen verhindert Schwingungen und Rattermarken.

Die Spanungsarbeit wird hauptsächlich vom vorderen Teil der Reibahle ausgeführt, während der hintere Teil die Formgenauigkeit und Oberflächengüte herstellt. Dies wird erzielt durch:

  • Mehrere Schneiden
  • Große Schnittwinkel mit schabender Wirkung
  • Zugabe von Schmiermittel (manchmal gibt es eine innere Kühlschmiermittelzufuhr)
  • Niedrige Schnittgeschwindigkeit

Die Schneiden der Reibahle können folgende Merkmale haben:

  • Gerade genutet
  • Linksdrall von 7°
  • Linksdrall von 15°
  • Linksdrall von 45° (=Schälreibahle)

Man unterscheidet ein- und mehrschneidige sowie nicht-einstellbare und einstellbare Reibahlen.

Schneiden

(Nicht) einstellbar

Mehrschneidige Reibahle

Nicht einstellbar

Mehrschneidige Reibahle

Einstellbar

Einschneidige Reibahle mit Führungsleisten

Einstellbar

Achtung: Mehrschneidige und nicht einstellbare Reibahlen werden immer als Hand- oder Maschinenreibahlen gefertigt. Handreibahlen haben einen längeren Anschnitt, wodurch sie sich besser führen lassen. Maschinenreibahlen hingegen haben ein kürzeres Führungsteil sowie einen kürzeren Anschnitt.

Hier siehst du den Aufbau einer Reibahle:

Reibahle Aufbau
Reibahle Aufbau

Hier siehst du die Winkel einer Reibahle:

Reibwerkzeug Winkel
Reibwerkzeug Winkel

Beispiel

Du sollst eine sehr genaue Bohrung mit dem Durchmesser ddd von 10 \text{ mm} mm\text{ mm} mithilfe einer Reibahle herstellen. Wie musst du vorgehen?

  • Du ermittelt den Durchmesser ddd der vorbereitenden Bohrung. \color{lightgreen} \huge \checkmark\color{lightgreen} \huge \checkmark

    • 10 mm - 0,2 mm = 0,8 mm
  • Du stellst die vorbereitende Bohrung her. \color{lightgreen} \huge \checkmark\color{lightgreen} \huge \checkmark

  • Du kannst jetzt mit der Reibahle arbeiten. \color{lightgreen} \huge \checkmark\color{lightgreen} \huge \checkmark

Reiben Zusammenfassung

Du entscheidest dich für das spanende Fertigungsverfahren des Reibens, wenn du auf eine sehr hohe Genauigkeit angewiesen bist. Beim Reiben erhälst du eine hohe Oberflächengüte, also eine hohe Rauheit.

Es gibt zwei verschiedene Verfahren, das Rundreiben (zylindrische Bohrungen) und das Profilreiben (kegelige Bohrungen). Du solltest unbedingt darauf achten, dass beim Reiben die Schnittgeschwindigkeit v_cvcv_c deutlich kleiner sein muss als beim Bohren.

Bevor du reiben kannst, musst du ein Bohrloch herstellen, das um die Bearbeitungszugabe kleiner ist als das fertige Produkt.

Das Werkzeug, das beim Reiben zum Einsatz kommt, nennt sich Reibahle. Reibahlen haben mehrere Schneiden und große Schnittwinkel mit schabender Wirkung. Es sollte immer ein Kühlschmiermittel eingesetzt werden. Manchmal besitzen Reibahlen auch eine innere Kühlschmiermittelzufuhr. Es gibt mehrschneidige und einschneidige Reibahlen. Mehrschneidige Reibahlen gibt es in einer einstellbaren und nicht-einstellbaren Ausführung.

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